Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry
Diesen Gastbeitrag widme ich ganz besonders Nicole und Justin, die ich seit April 2024 kennen darf und denen ich meinen höchsten Respekt zolle. Dafür wie sie gemeinsam nicht nur ihr Leben meistern, sondern auch, wie sie gemeinsam so vielen anderen Menschen Mut und Hoffnung schenken, ob in persönlichen Gesprächen bei Events oder auch auf
Social Media und natürlich mit ihrem Blog.
Mein Wunsch für diesen Gastbeitrag
Andere (vielleicht auch dich?) ein wenig zu inspirieren und zu motivieren sich mit gesellschaftlichem Engagement, dem Ehrenamt und dem sozialen Impact zu befassen. Gesellschaftliches Engagement macht Freude und kann sehr sinnstiftend sein, denn kaum etwas ist erfüllender, als das Leben anderer leichter und besser zu machen, etwas Gutes zu tun. Oder gemeinsam etwas zu bewegen, was einem wichtig ist. Oft entwickelt man dabei auch ganz neue Fähigkeiten und Stärken. Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft wird gefördert und demokratische Werte werden gestärkt.
Studien zufolge wird ein neurochemisches Belohnungsgefühl ausgelöst, wenn wir anderen helfen. Und ich kann das aus meinen persönlichen Erfahrungen nur bestätigen. Das verleiht uns einen mentalen Schub. Wenn man etwas Gutes tut, z.B. um anderen Menschen zu helfen, schüttet der Körper Glückshormone und Endorphine aus, die positive Emotionen hervorrufen. Und es kann das eigene Selbstvertrauen, das Selbstwertgefühl und die Lebenszufriedenheit stärken. Man tut Gutes für andere und für die Gemeinschaft, was einem ein natürliches Erfolgserlebnis und Glücksgefühl verschafft. Und oft ist man selbst weniger gestresst und hat den Kopf frei für das eigene Glück.
Meine Kindheit
Das wenige, das du tun kannst ist viel.
Albert Schweitzer
Schon früh lernte ich, wie wichtig es ist, sich um andere Menschen zu kümmern. Diese Lektion wurde mir durch meine Mutter vermittelt, die mir stets zeigte und mich
dadurch ermutigte, Mitgefühl und Verantwortung für meine Mitmenschen zu zeigen. Dieses Fundament prägte mein Leben und inspirierte mich, mich nicht nur beruflich, sondern später auch
gesellschaftlich und gemeinnützig zu engagieren. Auch erinnere ich mich, das man damals nicht über schwere Krankheiten oder den Tod sprach. Wir lebten in einem kleinen Vorort von Duisburg und
wenn jemand aus der Nachbarschaft erkrankte oder sogar verstarb, hörte ich nur: darüber spricht man nicht. Aber dazu später mehr, wenn es um meine aktuelle Tätigkeit beim Familienhörbuch
geht.
Wie bei mir alles begann
Statt dem Militärdienst, damals noch Pflicht, war ich seit meinem 17. Lebensjahr bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Hier machte ich meine erste Erfahrungen im Einsatz bei Waldbränden,
Überschwemmungen aber auch bei St. Martins Umzügen. Etwas später hatte ich meine ersten Berührungspunkte mit älteren Menschen. Ich war auf der Pflegestation eines Altenheims tätig und da gehörte
wickeln, waschen, kämmen, rasieren, anziehen und zuhören zum täglichen Programm. Diese Arbeit zeigte mir, dass persönlicher Einsatz viel bewegen kann, mehr als Worte je ausdrücken könnten. Es
folgten weitere Jahre bei den Johannitern, insbesondere in der Unterstützung von Menschen mit einer Behinderung. All diese Erfahrungen haben mein Leben gepägt.
CSR - Corporate Social Responsibility
Mit gutem Beispiel voranzugehen, ist nicht nur der beste Weg,
andere zu beeinflussen, es ist der einzige.
Albert Schweitzer
Seit 1976 stehe ich im Berufsleben und war insgesamt 38 Jahre lang im Vertrieb in der Technologie- und Softwarewelt zu Hause. Meinen ersten Computer verkaufte ich 1981, das war ganz am Anfang der
technologischen Revolution und noch weit vor E-Mail, Mobiltelefon und Internet. Mitte der 90er Jahre, arbeitete ich als Geschäftsführer bei einem US-Softwareunternehmen – unnötig zu erklären, wie
aufreibend mein Arbeitsalltag aussah. Und ich denke, genau dieser Moment zwischen Termin A in Brüssel und Termin B in Wien brachte mich auf den Gedanken, dass es doch noch mehr geben muss. Mehr
Erfüllung im täglichen Tun. Mehr als Umsatz, Geld und das Feiern von beruflichen Erfolgen. Und so nutzte ich meine Management-Position, um sowohl Mitarbeiter und Kollegen als auch Kunden zu
motivieren, sich gemeinsam zu engagieren und nicht nur den geschäftlichen Erfolg als Maß aller Dinge zu akzeptieren.
Indem ich das Thema CSR anstieß, wurde es schnell zu einem bereichernden und erfüllenden Teil meines Lebens und meiner beruflichen Aufgaben. Als Team erfolgreich zu sein im täglichen Geschäftsleben war gut – aber nichts im Vergleich zu dem, was wir gemeinsam auf die Beine stellen konnten, wie zum Beispiel
- einem schwerstkranken Jungen durch eine Delphin-Therapie etwas Lebenszeit zu schenken,
- gemeinsam mit älteren Menschen etwas zu erleben
- oder es einem Kinderkrankenhaus zu ermöglichen, ein dringend benötigtes Transplantationszimmer zu errichten.
Viele kleine und große, aber allesamt emotionale Momente, die ich miterleben durfte und die mir umso mehr gezeigt haben, was für mich wirklich von Wert und Bestand
ist – und worin ich den wahren Sinn des Lebens sehe. Etwas zu bewegen, Menschen zu helfen, Freude zu schenken und Liebe zu geben. Jeder einzelne kann etwas tun, gemeinsam können wir viel
bewegen.
beCAUSE wir.tun.was. – Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Sport, Kultur und Gemeinnützigkeit
Mit der Zeit stellte sich für mich die Frage, wie ich meine beruflichen Erfahrungen und mein großes Netzwerk mit meinem sozialen Engagement verbinden könnte. Die Schnittstelle zwischen diesen Welten zu finden, wurde zu einer meiner größten Herausforderungen – und zugleich zu einer der wertvollsten für meinen weiteren Lebensweg.
So entstand die Idee, neben meinen eigentlichen Jobs eine Agentur zu gründen, die sich dem Guten widmet – und so wurde 2013 beCAUSE - wir.tun.was. ins Leben gerufen. Auf diesem Weg begann ich verschiedene gemeinnützige Organisationen zu unterstützen, eigene Projekte zu initiieren und Charity-Events zu organisieren. Dabei setzte ich Schwerpunkte auf aktuelle und nachhaltige Themen wie Alterseinsamkeit, Armutsbekämpfung, Bildung, Behindertensport, Gesundheit, Inklusion und Umweltschutz. Mein erstes Projekt in 2019 war dann direkt auch ein mich nachhaltig sehr bewegendes. Denn ich durfte die wunderbare und weltberühmte Umweltschutzaktivistin Dr. Jane Goodall drei Tage begleiten und war maßgeblich für die Organisation des großen Events anlässlich ihres 85. Geburtstages in München verantwortlich.
What you do makes a difference,
and you have to decide what kind of difference you want to make.
Jane Goodall
Darmkrebs! Mein Vater und die Felix Burda Stiftung
Mein lieber Vater verstarb 1994 im Alter von 64 Jahren an Darmkrebs. Aufgrund dessen habe ich und meine Kinder ein erhöhtes Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Deswegen gehe ich seit 1995 regelmäßig zur Darmspiegelung und engagiere mich aktiv für die Vorsorge und Früherkennung. Auf diesem Weg entstand vor vielen Jahren die Verbundenheit mit der Felix Burda Stiftung, insbesondere mit Carsten Buchert, Director Marketing & Communications.
Mit unserem Darm beschäftigen wir uns ungern. Und mit Krebs erst Recht nicht. Das sollten wir aber. Denn weltweit erkranken jedes Jahr 1,4 Millionen Menschen neu an Darmkrebs, allein in Deutschland sind es jährlich mehr als 60.000 Menschen. Doch das müsste nicht sein. Im Kampf gegen Darmkrebs haben wir eine echte Chance. Die wichtigste Waffe dabei sind die Vorsorge und Früherkennung.
Vielen jungen Menschen ist schlicht und ergreifend nicht bewusst, dass auch sie an Darmkrebs erkranken können und besonders dann, wenn ein familiäres Risiko vorliegt, wenn also Eltern oder Großeltern erkrankt waren. Daher sollte unbedingt in der Familie über Krebs gesprochen werden. Nur wer über sein familiäres Risiko weiß, kann frühzeitig vorsorgen. Denn Darmkrebs ist keine Frage des Alters!
Ende 2021 ließ ich mich zu einer Darmspiegelung von einem Kamerateam begleiten. Der Clip, der meine Untersuchung dokumentiert, hilft vielen Menschen dabei, sich auf ihre Koloskopie vorzubereiten und zeigt auch, dass eine Darmspiegelung weitaus unkomplizierter ist, als man denken mag und entwickelte sich rasch zu einem YouTube Hit der Felix Burda Stiftung.
Radeln ohne Alter - mein Ehrenamt für Teilhabe und gegen Einsamkeit
Wir sind für ein Recht auf Wind im Haar in jedem Lebensalter!
Radeln ohne Alter Deutschland
Ich habe schon viele Ehrenämter ausgeübt, erlebt oder begleitet. Aber das ist mein absoluter Favorit, denn es ist nicht nur eine weltweite Initiative und Bewegung, sondern sie trägt dazu bei, hochbetagte Mitmenschen in die Mitte der Gesellschaft zu holen und ihnen Augenblicke voller Lebensfreude und Teilhabe zu schenken. Mit unseren Rikscha-Ausflügen ermöglichen wir Seniorinnen, Senioren und Menschen mit eingeschränkter Mobilität, ihre Umgebung zu erleben, ihre Lebensgeschichten mit uns zu teilen und sich als Teil der Gemeinschaft zu fühlen. Jede Rikscha-Fahrt ist ein kleines Abenteuer. Es entstehen neue Freundschaften, Brücken zwischen Generationen werden gebaut und eine aktive Mitbürgerschaft wird gefördert. Die Dankbarkeit der meist hoch betagten Gäste, ist für mich selbst immer wieder ein Geschenk, erdet mich und begleitet mich durch die Tage danach, bis zum nächsten Rikscha-Ausflug.
Jeder Rikscha-Ausflug ist eine Reise direkt ins Herz.
Zitat einer hochbetagten Seniorin
Das Familienhörbuch – mein Herzensprojekt
Im Familienhörbuch kommen Menschen zu Wort, die ihre eigene Lebensgeschichte und Erfahrungen für ihre meist kleinen und minderjährigen Kinder erzählen. Es sind unheilbar und lebensverkürzt erkrankte Mütter und Väter, die ihre Kinder auf dem Weg in ihr Erwachsenenleben nicht mehr begleiten können. Die Familienhörbücher sind von Mutter oder Vater höchstpersönlich und mit eigener Stimme erzählt. Persönlich. Liebevoll. Authentisch. Die Erzählungen werden mit modernsten Techniken des Audiojournalismus dramaturgisch gestaltet. Es ist ein Zukunftsgeschenk, das den Kindern bis ins Erwachsenenleben hinein Antworten auf die Frage gibt: „Wer warst du, Mama/Papa?“
Das Familienhörbuch ist ein Zeitdokument und ein Schatzkästchen in einem, und es hilft Eltern und Kindern beim Loslassen, Trauern und gutem Weiterleben. Nach dem Tod eines Elternteils unterstützen die Hörbücher die hinterbliebene Familie bei der Trauerbewältigung und begleiten sie individuell auf ihrem weiteren Weg.
Seit Anfang 2024 bin ich nun beim Familienhörbuch angestellt und für den Bereich Fundraising und Kommunikation
verantwortlich. Zu wissen und zu verstehen, was die Familien mit ihren Kindern durchmachen und erleben müssen, macht mich sehr demütig.
Oft werde ich gefragt, wie ich damit umgehe, täglich mit so vielen traurigen Schicksalen und Geschichten konfrontiert zu sein. Es ist richtig, der Anlass für die Erstellung eines persönlichen
Familienhörbuchs ist ein sehr trauriger und berührt mich natürlich sehr. Aber ich bin dankbar, Teil eines wunderbaren Teams zu sein, welches es den Betroffen ermöglicht, dieses wertvolle
Zukunftsgeschenk für ihre Kinder und Familien zu realisieren. Das motiviert mich jeden Tag aufs neue. Persönlich tanke ich Kraft und Energie in unserem Team und aus den vielen berührenden
Rückmeldungen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern selbst, als auch von Familienmitgliedern oder ihren Hinterbliebenen.
Das Zitat einer jungen Mutter gibt einen Einblick in die Erfahrung mit der Audiobiografiearbeit aus Sicht einer Teilnehmerin:
„Ich war fünf Jahre alt, als mein Vater starb, und ich habe bis heute noch viele offene Fragen an ihn. Ich hätte mir so sehr echte Antworten gewünscht in verschiedenen Lebensphasen. Mein Sohn hat nun das Glück, durch Euch und dank all der lieben Spenden, mich, meine Worte, meine Stimme immer an seiner Seite zu haben. Danke für ein unvergessliches Familienhörbuch-Aufnahme-Wochenende und damit die Chance, für immer an seiner Seite sein zu können."
Mein Blick nach vorn
Die frühe Inspiration meiner Mutter, die ich übrigens an meine Kinder weitergeben konnte, ist bis heute der Antrieb meines Handelns. Für andere Menschen etwas zu tun oder diesen zu helfen bedeutet für mich nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine große Bereicherung des eigenen Lebens. Meine Engagements haben mich gelehrt, dass jede noch so kleine Geste einen Unterschied machen kann – sei es im direkten Umgang mit Menschen oder durch größere gesellschaftliche Projekte. Mein Ziel ist es weiterhin Brücken zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Gemeinnützigkeit zu bauen. Das Engagement für andere ist nicht nur ein Geschenk für diejenigen, die Hilfe erhalten – es ist auch ein Geschenk an uns selbst. Es zeigt, was wirklich zählt und erinnert uns daran, dass wir alle nur ein kleiner Teil eines größeren Ganzen sind. Dankbarkeit, Demut und Glücksgefühle! So kann ich die Gefühlswelt beschreiben die alle Projekte bei mir ausgelöst haben. Und natürlich auch die aktuellen, für die sowohl tagtäglich im Job als auch ehrenamtlich mein Herz schlägt!
Thomas Koenen findet ihr für eine persönliche Kontaktaufnahme über den hinterlegten Link bei LinkedIn.