Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken.
Marcus Aurelius
Was bedeutet die Krebsdiagnose?
Diagnose als belastendes Lebensereignis.
Eine Krebsdiagnose kann mit vielen psychischen Belastungen einhergehen, weil die Diagnose Krebs mehr als jede andere Krankheit heftige Ängste auslöst und immer noch mit dem Sterben gleichgesetzt wird, obwohl mittlerweile so viel für an Krebs erkrankte Menschen getan werden kann (WHO lebensverkürzende > chronische Erk.).
Durch die Diagnose Krebs wird uns die scheinbare Sicherheit genommen. Patienten fühlen sich zutiefst verunsichert. Selbst im günstigsten Falle erlebt der betroffene Mensch dieses Gefühl der Sicherheit nie wieder. Vom Zeitpunkt des ersten Krebsverdachts bis hin zur Diagnose, wird der bislang selbstbestimmte, eigenwillige Mensch zum „Patienten“.
Die größte Angst die dieser empfindet, ist dabei stets die vor dem Leiden.
Reaktionen auf eine Krebsdiagnose als nachvollziehbar betrachten!
Eine normale und gesunde Reaktion auf ein außergewöhnliches und krisenhaftes Lebensereignis!
Den einen „richtigen Umgang“ mit einer Krebserkrankung gibt es nicht!
Was heißt eigentlich Krankheitsbewältigung?
Zurechtkommen mit krankheitsbedingten Belastungen, Gefühlen, Gedanken Umgang mit Ängsten und Hoffnungslosigkeit, Anpassung an krankheitsbedingte Veränderungen.
Ein Prozess,
der vom Patienten und seinem Umfeld
aufgrund des ständigen Wandels immer wieder
neue – möglichst hilfreiche – Lebensstrategien abverlangt.
Welche Belastungen können infolge der Krebserkrankung auftreten?
Ängste
- Veränderungen, Operation, Chemotherapie, Bestrahlung,Rezidiv, Zukunftspläne, Endlichkeit, Abschied …
Depression
- Verluste, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, nicht annehmen können, Verzweiflung, Minderwertigkeit …
Soziales
- Beziehungen, Kinder, Familie, Freunde, Beruf, Finanzen
Körper
- Folgen, Nebenwirkungen, Narben, Schmerzen, Körperbild, Attraktivität, Sexualität …
Umgang mit Angst und Unsicherheit!
Eine der häufigsten Reaktionen auf die Diagnose Krebs ist Angst. Eine Möglichkeit mit Ängsten und Unsicherheit umzugehen, ist das Einholen von Informationen. So können Horrorvorstellungen, die mehr der eigenen Fantasie als der Wirklichkeit entspringen, richtiggestellt werden.
Es kann auch helfen, die Horrorvorstellungen zu Ende zu denken und somit das Schlimmste was passieren kann, einmal anzuschauen. Was wäre, wenn das wirklich zutrifft? Was könnte sonst noch alles passieren? Diese Fragen können mit professioneller Hilfe bearbeitet werden. Werden alle Eventualitäten durchdacht, besteht die Möglichkeit, dass die Unsicherheit aufgrund des Gefühls alles schon einmal irgendwie bedacht zu haben, abnimmt. Vorsicht: Das Ausmalen der Horrorvorstellung und Eventualitäten alleine kann die Unsicherheit und die Ängste bei manchen Betroffenen auch steigern!
Das Finden von Lösungen für verschiedene Situationen ist unbedingt notwendig. Was mache ich, wenn ich mich eine Zeit lang nicht um Beruf und Haushalt kümmern kann? Wie möchte ich mich und meine Liebsten absichern? Die Beantwortung solcher Fragen kann ein Gefühl von Sicherheit geben und macht den Kopf wieder frei für den Blick nach vorne.
Ein anderer Zugang ist das Ausdrücken der Angst durch kreative Tätigkeiten wie Malen, Musizieren, Schreiben, etc. Dies kann befreiend und entspannend wirken. Entspannung kann aber auch durch körperliche Betätigung eintreten.
Strategien zur Angstbewältigung und Ziele der Krankheitsverarbeitung
- Ressourcen erkennen, aufbauen, stärken!
- Einholen von Informationen (Vorsicht! Nicht Googlen!)
- Horrorvorstellungen zu Ende denken (nur mit professioneller Hilfe, da Ängste auch dadurch steigern können)
- Lösungsorientiertes Vorgehen (Beruf, Haushalt, Versicherungen)
- Reduktion der Angst durch Kunst, körperliche Bewegung und Entspannungsverfahren
- Ressourcenaktivierung
- Über Ängste sprechen und Raum geben
- Themen wie Sterben, Trauer und Abschied sollten einen Platz im Gespräch finden
Prozesse in Beziehungen
Das soziale Umfeld kann Krebspatienten Unterstützung und Halt bieten. Unter der Belastung der Erkrankung können aber auch zusätzliche Probleme entstehen. Es kann eine schmerzhafte Einsicht sein, wenn sich Angehörige und Freunde plötzlich anders verhalten als vor der Erkrankung. In Beziehungen kann eine Krebserkrankung die bestehenden Rollen der Partner infrage stellen.
Das Leben verändert sich durch die Diagnose nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für deren Angehörige. Einerseits, weil die Beteiligten auch Angst, Unsicherheit und Verzweiflung empfinden und häufig hilflos sind, andererseits, weil die Beziehungen selbst dadurch verändert werden, dass die Betroffenen ihre ursprünglichen Rollen nicht mehr übernehmen können, sich vielleicht auch zurückziehen, sich durch die körperliche Belastung äußerlich und durch die seelische innerlich verändern und vieles mehr.
Viele Angehörige verspüren den Wunsch zu helfen, wissen aber nicht wie. Auch Betroffene können den Wunsch nach Hilfe verspüren, andere wollen einfach ihre Ruhe und würden die Angehörigen gerne so wenig wie möglich belasten. Dass es hierbei zu Unsicherheiten, Reibungspunkten und Enttäuschungen kommen kann, liegt auf der Hand.
Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es hilfreich, wenn die Betroffenen sagen, was sie wollen und brauchen, worüber sie reden und wann sie ihre Ruhe haben möchten. Haben Sie als Betroffene den Mut, Dinge offen an- und auszusprechen. Bedenken Sie:Ihre Umgebung traut sich dies oft nicht. Angehörige können direkt fragen, was die Betroffenen brauchen und wie sie sie am besten unterstützen können. Es ist nicht immer wichtig, alles richtig zu machen und das Richtige zu sagen!
Viel wichtiger ist es, da zu sein und Anteilnahme zu zeigen und den Betroffenen zu ermutigen, selbstbestimmt gegen die Erkrankung anzukämpfen. Offene Gespräche machen es möglich, sich gegenseitig besser zu verstehen. Hier kann psychoonkologische Hilfe helfen, besser miteinander ins Gespräch zu kommen.
Wie gut eine Beziehung jetzt funktioniert, hängt von vielen Faktoren ab: Haben die Beteiligten Erfahrungen mit dem Thema Krebs oder schwerer Krankheit? Waren offene Gespräche über Befindlichkeit, Gefühle und Gedanken möglich? Können Partner ihre Bedürfnisse nach Nähe und Sexualität ausdrücken? Können Angehörige mit vorübergehender Ablehnung durch Rückzug umgehen? Wie gut können die Beteiligten mit Veränderungen umgehen? Sind die Betroffenen und Angehörigen daran gewöhnt, sich auch mal für einige Zeit nicht zu sehen?
Die Diagnose Krebs kann es zwar manchmal notwendig machen, Beziehungen neu zu definieren, dennoch können Beziehungen auch gerade durch diese Herausforderung wachsen. Wichtig ist neben dem Versuch der gemeinsamen Bewältigung aber auch, dem Thema Krebs nicht mehr Raum zu geben, als es braucht und diesen nicht den alleinigen Lebensmittelpunkt einnehmen zu lassen. Angehörige können dabei helfen, dass auch Dinge des „normalen“, also des bisher gewohnten Lebens, Platz im Alltag der Betroffenen finden. Sei es durch das Mitbringen einer gern gelesen Zeitung, eines Sudokuheftchens, dem Lieblingspullover, Fotos vom letzten Urlaub ins Krankenhaus mitzubringen oder durch einen gemeinsamen Spaziergang und andere Aktivitäten, die Freude in das Leben der Krebspatienten bringen. Wichtig ist, dass der Betroffene jetzt nicht nur noch als „Patient“ gesehen wird, sondern möglichst viel Normalität erleben kann.
Damit Angehörige ihre Liebsten unterstützen können, müssen sie sich immer wieder selbst Auszeiten gönnen, um Kraft zu tanken und im Leben verankert zu bleiben. Die Aussprache mit anderen Angehörigen in einer Selbsthilfegruppe oder das Gespräch mit dem Psychoonkologen kann helfen, eigene Ängste und Unsicherheiten zu verarbeiten und Belastungen zu bewältigen. Gibt es Kinder, sollten diese bei Bedarf psychologisch mitbetreut werden.
Es kann versucht werden, an andere schwierige Situationen in der Vergangenheit zu denken, die man bereits gemeistert hat, obwohl man auch bei diesen anfangs unsicher war, ob man es schaffen wird, diese zu überwinden.
Außerdem kann es hilfereich sein, mit Angehörigen oder Freunden über die Ängste zu sprechen und den aufkommenden Emotionen Raum zu geben. Wichtig ist hierbei, auf seine innere Stimme zu hören. Es kann auch einmal ganz gut tun, nicht über alles zu reden, wenn man die Befürchtung hat, dass ein Gespräch einen nur zusätzlich belasten würde.
Da Krebs häufig mit einer Angst vor der eigenen Sterblichkeit einhergeht, sollten die Themen Sterben, Trauer und Abschied auch einen Platz finden. Das Negieren der damit verbundenen Ängste und Befürchtungen macht den Umgang mit diesen Themen nicht einfacher. Im Gegenteil, man wird, bleiben sie unausgesprochen, mit der Bewältigung allein gelassen und sowohl Angehörige, Freunde und Betroffene fühlen sich hilflos.
Auch das Einfordern einer professionellen Unterstützung in Form von Beratern bei Krebsberatungsstellen, Psychologen oder Therapeuten kann überlegt werden. Vielen Betroffenen gibt besonders der Kontakt zu anderen Betroffenen, wie man ihn in Selbsthilfegruppen findet, viel Kraft.
Letztlich geht es darum Sie darin zu unterstützen eine hilfreiche Einstellung zur Krankheit zu finden, die eigenen Kräfte zu mobilisieren und Selbstbestimmtheit und Selbstvertrauen wieder zu erlangen:
- Wir erleben häufig, dass sich Prioritäten verändern
- Wir unterstützen dabei, eigene Interessen und Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken
Wichtig: Für sich selbst sorgen!
- Hilfreiche Einstellungen entwickeln
- Prioritäten verändern
- Eigene Interessen und Bedürfnisse ernst nehmen
- Nein sagen lernen
- Erst der Körper, dann die Seele
- Beziehungen klären
- Offene Kommunikation
- Neues Körpererleben
Fatigue
Vielen Krebspatienten leiden unter einer quälenden und lähmenden Müdigkeit, die als Fatigue bezeichnet wird. Sie ist gekennzeichnet durch Schwäche, Energielosigkeit bis hin zur Erschöpfung, Schweregefühle in den Gliedmaßen, Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit, fehlende Motivation aber auch Frustration, Reizbarkeit und depressive Verstimmtheit. Dadurch wird sowohl das körperliche als auch das emotionale Empfinden negativ beeinträchtigt.
Fatigue entsteht häufig durch Blutarmut und tritt am stärksten während oder nach Chemo- und Strahlentherapie auf. Typisch ist, dass die Fatigue in der Regel nicht durch mehr Schlaf zu beheben ist. Ein ausgewogener Lebensstil mit gesunder Ernährung, Bewegung und ausreichend Schlaf dagegen kann helfen, das Ausmaß der Müdigkeit zu verringern. Mit ärztlicher und psychologischer Unterstützung können Sie für sich passende Maßnahmen gegen Fatigue finden.
Kontaktdaten von Frau Dr. Ghanaati:
Asklepios Kliniken Langen-Seligenstadt GmbH
Röntgenstrasse 20
63225 Langen
Fon: 06103 / 912 - 61520
z.ghanaati@asklepios.com – www. asklepios.com
Kommentar schreiben