Pflegende Angehörige sind das Rückgrat der Pflege:
Vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, vor allem von ihren Familien und Angehörigen. Ihre Bedürfnisse werden häufig nicht gesehen, es mangelt an politischer Unterstützung. Mit der Corona-Pandemie hat die Last der pflegenden Angehörigen noch zugenommen.
Wir, Steffi und Peggy, haben den Account “pics of care” auf Instagram (@picsofcare) ins Leben gerufen, um ALLEN pflegenden Angehörigen ein Gesicht zu geben. Wir, das sind Stephanie Poggemöller (Coach für Themen rund um Vereinbarkeit von Familie und Beruf "workandfamily") und Peggy Elfmann (Journalistin und Bloggerin “Alzheimer und wir”). Wir sind selber pflegende Angehörige (Steffi hat ein Kind mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung und Peggy hat eine Mutter mit Demenz).
Auf “pics of care” geben pflegende Eltern, Kinder, PartnerInnen Einblicke in ihren Pflegealltag und berichten von ihren Herausforderungen. Sie erzählen, was sie sich von einer Pflegereform wünschen und beschreiben, wie sie die Verhinderungspflege nutzen.
Ausschlagender Grund für unser Projekt ist ein Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums zur Pflegereform vom 4. November 2020. In diesem wird vorgeschlagen, dass ein Teil der Verhinderungspflege einer längeren Verhinderung der Pflegeperson vorbehalten bleibt. Für die stundenweise Inanspruchnahme der Verhinderungspflege sollen hingegen ab dem 1. Juli 2022 nur noch maximal 40 Prozent des Gesamtjahresbetrags zur Verfügung stehen.
Allerdings ist gerade die Möglichkeit, Verhinderungspflege stundenweise in Anspruch zu nehmen, für pflegende Angehörige im Alltag besonders entlastend und wichtig. Dadurch können kurze Auszeiten von der Pflege und Betreuung realisiert werden, die der Organisation des Alltags und eigenen Erholung dienen.
Für viele Familien und Angehörige ist die stundenweise Inanspruchnahme der Verhinderungspflege oft die einzige Möglichkeit, diese Pflegeleistung überhaupt geltend zu machen, da derzeit nicht genügend geeignete Ersatzpflegeangebote für einen längere Zeiträume zur Verfügung stehen. Auch durch die Statements der pflegenden Angehörigen auf “pics of care” wird deutlich, wie wichtig die stundenweise Verhinderungspflege ist.
Wir unterstützen die Petition Keine Einschränkung der Flexibilität von Verhinderungspflege von Kerstin Wasmuth, die eine Überarbeitung des Eckpunktepapiers bewirken will. Die Online-Petition ist bis zum 30. April offen:
Onlinepetition: Keine Einschränkung der Flexibilität
von Verhinderungspflege durch die Pflegereform 2021
Jede Unterschrift zählt und verleiht dem Anliegen mehr Gewicht.
Wir veröffentlichen regelmäßig Interviews mit pflegenden Angehörigen und möchten so sichtbar machen, was Pflege im Alltag bedeutet.
Stephanie Poggemöller, Peggy Elfmann von @picsofcare
Justin wird von mir zeit seiner Geburt gepflegt, mit allen Höhen und Tiefen über die Jahre hinweg. Meine tagtägliche Herausforderung besteht darin, den
Bedürfnissen meines Sohnes, neben denen meines Jobs gerecht zu werden und alle zusätzlich anfallenden Termine für ihn und mich als Brustkrebsüberlebende, wahrnehmen zu können. Das ist eine alles
andere als leichte Organisation, gerade im Hinblick auf das vergangene Jahr unter Corona. Viele Unterstützungsmöglichkeiten sind weggefallen und Termine miteinander zu koordinieren, gleicht noch
mehr einem Drahtseilakt als vor der Pandemie. Justin möchte ich zudem zu manchen Arztterminen und Behördengängen, einfach nicht mitnehmen.
Die stundenweise Reduzierung der Verhinderungspflege würde die kleinen Zeitfenster meiner Auszeiten, massiv kürzen. Vor allem, da ich diese bevorzugt dazu nutze, mir hin und wieder ein freies
Wochenende zu ermöglichen, um abschalten zu können. Da es für junge Erwachsene in der näheren Umgebung keine Möglichkeiten der Kurzzeitpflege gibt und er als Autist psychisch extrem sensibel auf
Veränderungen reagiert, möchte ich ihm weiterhin ermöglichen, an diesen Tagen zuhause in vertrauter Umgebung liebevoll und mit viel Spaß umsorgt zu werden und dabei im Rahmen unserer
Möglichkeiten, frei und flexibel entscheiden können.
Von daher mein großes Anliegen an euch:
- Bitte unterzeichnet die oben genannte Petition.
Wenn ihr selbst betroffen seid:
-
Erzählt anderen von dem Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums zur Pflegereform, damit sie darüber
erfahren und die Möglichkeit haben, laut zu werden.
Danke
Eure Nicole
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Silvia Hausmann (Dienstag, 20 April 2021 13:50)
Eigentlich ist zu diesem Thema schon mehr als gesagt worden. Jetzt ist Zeit für die Umsetzung!