Manche Menschen sind nicht anders, sondern
besonders...
Wenn Justin mir sagen möchte, dass er mich lieb hat, dann sagt er dies mit den Worten: "Mama! Du süß...", denn das Wort "lieb", kann
er nicht aussprechen. Wenn Justin eine Umarmung wünscht, dann holt er sich diese bei mir ab, wann immer ihm danach ist. Manchmal begleitet von den Worten: "Mama! Ich Kater...", denn Kater
brauchen ja ihre Streicheleinheiten.
Besonders innig werden seine Umarmungen, wenn er mit geschlossenen Augen seine Nase an meiner Halsbeuge oder Schulter vergräbt und
meinen Duft scheinbar ganz tief in sich inhaliert und dabei leise, nur für sich flüstert: "Mama dut (dut steht für gut, Anmerkung der Redaktion*), Mama dut, Mama dut!". Wie ein Mantra. In
diesen Augenblicken, ist er ganz für sich in seiner Welt abgetaucht und in ihr doch verankert durch mich...
Hin und wieder bin ich für meinen Sohn auch: "Mama, du Nuß!" oder einfach nur: "Oh, Mama! DU!!! Mama du nein". Bei letzterem steht er
dann gerne mit erhobenem Zeigefinger schelmisch grinsend neben mir, immer bereit, zusammen mit mir in ein Lachen auszubrechen und eine eventuell kritische Situation zu umschiffen. Meist hab
ich irgendetwas verschusselt, vergessen, bin in seinen Augen in eine falsche Straße abgebogen, habe nicht seinen bevorzugten Parkplatz oder nicht die richtigen Worte in einer bestimmten
Situation verwendet oder seine Rituale zu wenig beachtet, die ihm dabei helfen seinen Alltag als Autist zu strukturieren.
Für Gefühle braucht es nicht immer große Worte. Für uns sind es meist die kleinen und doch so innigen Gesten, die so unfassbar
wertvoll und viel auszudrücken vermögen. Und dabei darf man nicht vergessen: einst hieß es aus ärztlicher Sicht, dass mein Sohn nie Gefühle empfinden oder ausdrücken wird
können.
Bedingungslos. Wir beide als Team. Mama und Sohn. Freiräume schaffend. Grenzüberschreitend. Sprachlosigkeit sprengend. An Abgründen
stehend. Neue Wege beschreitend. Mutmacher.
Justin ist eine vielfältige Persönlichkeit und in seiner Vielfältigkeit, ist er Einzigartig. Er ist NIE nur der, der
behindert ist. Er ist IMMER so viel mehr, als die meisten in ihm zu sehen glauben...
Für mich ist er mein Sohn. Lieblingssohn. Summsemann. Schatzi. Lieblingsmensch. Herzensöffner. Kater. Lehrmeister des Lebens. Gauner.
Kleiner Satellit. Knalltüte. Wunder meines Lebens. Charmeur.
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