Doris

War es die mangelnde Bewegung? Oder doch der Sturz auf die Badewanne im Dezember? Vielleicht weil ich noch kein Kind habe? Das sind nur 3 von tausenden Fragen, die nach der Diagnose durch meinen Kopf schwirrten. Alle haben sie eins gemeinsam: Eine Antwort hätte nichts an der Situation geändert. Der Tumor in meiner linken Brust wäre noch immer da. Die Todesangst würde mir immer noch die Kehle zuschnüren.

 

Aber erstmal ein Hallo. Mein Name ist Doris, ich bin 36 Jahre alt und wohne im wilden, wunderschönen Berlin. Ich habe im Februar 2014 die Diagnose triple negativer Brustkrebs erhalten. Völlig unerwartet und mit voller Wucht! Uff!

 

Saß ich doch im Wartezimmer des Brustzentrums, immer noch in dem Glauben, es handelt sich lediglich um ein Hämatom, welches durch den Sturz auf die Badewanne verursacht wurde. Alberte unbeschwert mit meiner kleinen Schwester rum, die so lieb war mich zu begleiten. Wir freuten uns über die ganzen Dickbäuche, die ihre Kugeln durch die Praxis schoben. Meine Schwester strahlte mich an, da sie über den kleinen Umstand in meinem Bauch Bescheid wusste. Oh Gott was waren wir glücklich, über den positiven Schwangerschaftstest, hatten wir doch die letzten Jahre eine Menge durchmachen müssen. Das war der Weg den ich gehen sollte! Und nicht, dass was alles darauf folgte…Nein das kann nicht sein, waren wir doch seit 2 Wochen die glücklisten Menschen dieser Erde und jetzt sollte alles vorbei sein? Nun muss ich sterben? Einfach so? Zack, aus und vorbei? Nein das kann nicht sein! Nachdem mir die Ärztin ziemlich unsanft die Diagnose und die weiteren Schritte erklärte, ging unter mir eine Klappe auf und ich befand mich nur noch im freien Fall.

 

Bis heute kann ich mich nur bruchstückhaft an die ersten Tage erinnern, wie auch, befand mich ja wie in Trance und war darauf konzentriert zu atmen. Mehr ging nicht. Doch, Unmengen an Tränen sind geflossen. Oh Gott ich war so erschöpft vom ganzen Denken und die Todesangst hatte mich nach wie vor fest im Griff… Aber relativ schnell stand für mich fest, Aufgeben ist keine Option! Mein größtes Vorbild, meine Mama, hatte uns vorgelebt wie man gegen so eine Übermacht kämpft. Allerdings hieß ihr Gegner Nierenkrebs und leider hat dieser nach 11 harten Jahren doch gewonnen…also habe ich mich erstmal mit meiner Diagnose auseinandergesetzt und musste feststellen, die Prognose sieht nicht wirklich rosig aus. Ich hatte ein Triple negatives invasiv-duktales Mammakarzinom G3 mit ziemlich hohen KI67 Wert.

 

Von nun an bestimmten 26 x 17 x 16 mm über mein weiteres Leben, denn genauso groß war mein Tumor. Für mich persönlich war es unheimlich wichtig, mich zu informieren, womit ich es zu tun hatte und was ich machen kann um den Krebs zu besiegen.

 

Bei so einer Erkrankung, ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, einen Weg zu finden, der sich richtig anfühlt. Das heißt, für den Einen ist es eine Katastrophe zu googlen, für den Anderen ist es eine Stütze. Ich kann euch nur empfehlen auf euer Bauchgefühl zu vertrauen. Meines hatte mir damals gesagt, ich sollte mir unbedingt eine zweite Meinung bezüglich der empfohlenen Therapien einholen. Und so bin ich zu meinem heutigen Brustzentrum gekommen. Bis heute war es für mich die richtige Entscheidung. Einen Tipp den ich nur jedem ans Herz legen kann, fühlt ihr euch nicht wohl oder ernst genommen von euren Ärzten, wechselt diese bitte. Denn die Gesundheit ist das wichtigste Gut was jeder Mensch besitzt und ist somit unbezahlbar. Also gebt bitte gut acht darauf.


Nichts ist selbstverständlich


Heute, vier Jahre danach, kann ich mit dem nötigen Abstand für mich sagen, dass mich diese Diagnose wachgerüttelt hat. Ich bin definitiv stärker, selbstsicherer und empfinde Dankbarkeit auf einer ganz anderen Ebene. Klar klingt das erstmal für Außenstehende unfassbar bescheuert, aber man hat immer die Wahl einem Weg, den man bestreiten muss, etwas Positives oder Negatives abzugewinnen. Ich habe mich wie so oft für das Positive entschieden. Habe ich die Chemotherapie als Freund und Helfer gesehen und nicht als meinen Feind - ich war froh einen Port zu haben und nicht völlig kaputte Venen – habe durch den anstehenden Haarverlust alle Frisuren durchgetestet und weiß nun was mir steht und was nicht. Das sind alles nur ein paar kleine Beispiele, wie man eventuell mit so einer grausamen Situation, wie einer Krebsdiagnose, umgehen kann. Aber auch hier gilt, jeder muss seinen ganz eigenen Weg finden. Leider gibt es da kein Schema F was man abarbeiten kann. Das Einzige was ich euch persönlich mitgeben möchte, gebt niemals die Hoffnung auf! Denn das habe ich auch nicht und sitze heute hier und halte meine 4 Monate alte Tochter in den Armen. Das hätte ich damals nicht für möglich gehalten, dass wir dieses Glück trotz der ganzen Umstände doch noch erfahren dürfen. Denn aufgrund der damaligen Schwangerschaft und des sehr aggressiven Tumors war keine Zeit, Fertilitätsbehandlungen durchzuführen. Das Einzige was gemacht werden konnte, war eine 3 Monats Trenantone Spritze, die mich von hier und jetzt in die Wechseljahre versetzt hat. Anscheinend hat es für mein heutiges Wunder ausgereicht.


Ich lebe im hier und jetzt


Wie es weitergeht? Keine Ahnung, wer weiß das schon! Ich lebe weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Ich schreibe Tag für Tag meine persönliche Lebensgeschichte und hoffe am Ende, als grauhaarige Oma, meinen Enkeln von meinem Leben berichten zu können. Das ist eine wunderschöne Vorstellung.

 

Solltest du auch gerade in einer sehr schweren und Kräfte zerrenden Lebensphase stecken, halte durch! Es ist ok manchmal in einem Loch gefangen zu sein. Im Gegenteil, man braucht es ab und zu, um neue Kräfte zu sammeln! Also sei nicht zu streng zu dir, es ist völlig ok auch mal nicht stark zu sein und vermeintliche schwache Momente zu zulassen.

 

Warum ich meine Geschichte öffentlich erzähle? Ganz einfach, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich Mutmachgeschichten von anderen verschlungen habe. Sie haben mir Kraft und Mut gegeben. Und genau das möchte ich auch bei anderen Betroffenen erreichen, ich möchte ihnen eine Mutmacherin sein.


Die Vergangenheit ist Geschichte,
die Zukunft ein Geheimnis,
doch jeder Augenblick ist ein
Geschenk.


Doris nimmt euch auf Instagram mit in ihren Alltag als Wundermama. Also schaut mal bei ihr vorbei und lasst euch von ihrer offenen und herzlichen Art verzaubern. Ebenfalls habt ihr die Möglichkeit, mit Doris auf ihrem Blog Doschiland in Kontakt zu treten.


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Kommentare: 1
  • #1

    Norma (Donnerstag, 06 Dezember 2018 21:06)

    Liebe Doschi -ein wunderbarer Beitrag. Hier kullern die Tränen-du Herzensmensch.
    Danke für Deine Zeilen die imner zeigen das Aufgeben niemals eine Option ist.

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